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10.) My daily life in New York


Was jetzt gerade in New York mit mir passiert, passiert immer, wenn ich irgendwo mehrere Wochen bin. Nun bin ich drei Wochen lang hier und das war genau der Grund warum ich in all meinen vier Destinationen ungefähr sechs Wochen verweilen wollte. Ich wollte ein Flair davon bekommen, wie es wäre in dieser Stadt zu leben. Auch wenn, es die inoffizielle Regel ist, dass man erst ein echter New Yorker Citizen ist, wenn man 10 Jahre hier lebt, kann ich sagen: Ich fühle mich als New Yorkerin!

Will heissen: Ich bekomme sofort ein Cap, ich habe alle Stadteile gesehen, selbst in Manhattan sprich ich weiss um welche Tageszeiten man sich wo herumtreiben muss, ich habe meine Lieblingsbar, ich habe meine Lieblingskirche, weiss wo man am besten chinesisch, vietnamesisch, mexikanisch, brasilianisch oder japanisch essen kann, selbst waschechten New Yorker gebe ich Tipps, wo man den besten Jazz geniessen kann (nämlich im „Fat Cat“ oder sonntags bei Misses Elliot aber davon später mehr), Hop-on-hop-off-Verkäufer fragen mich schon lange nicht mehr, ob ich bei ihnen eine Tour kaufen will und Touristen fragen mich nach Sehenswürdigkeiten oder nach der richtigen Subway (vor 2 Wochen wäre das noch unmöglich gewesen aber jetzt kann ich’s definitiv) und kann all diese Dinge auch meinen Lieben zeigen. Am Sonntag hatte ich die Ehre „mein Midtwon“ Felix zu zeigen und nächste Woche kommt meine geliebte Familie dran. Kurz: Ich habe mein alltägliches Leben hier in New York. Ich könnte also genau so gut Studentin einer der besten Universitäten der Stadt sein und nicht eine Sprachaufenthaltsschülerin der EC New York.

Ich weiss nicht, ob das für euch interessant ist genau zu wissen, wie mein alltägliches Leben hier in New York aussieht… Falls du denkst, es ist interessant, dann bleib dran (es sind nämlich ein paar wirklich tolle Insidertipps dabei, die eben wie schon erwähnt selbst New Yorker nicht kennen), wenn nicht dann warte bis ich meinen letzten tränenreichen Eintrag in New York schreiben werde (den gibt’s garantiert) und freue dich auf die Einträge aus Fiji.

Also aber hier für alle, die in mein alltägliches Leben in New York interessiert sind (falls jemand sehnsüchtig auf einen Eintrag aus Philly gewartet hat: den wird’s nicht geben, weil Philly mich nicht im Ansatz so sehr mitgerissen hat wie Washington. Vielleicht liegt’s daran, dass der Trip weniger gut durchgeführt werden konnte, weil schon vieles für den Papst abgeriegelt war. Aber mehrheitlich fand ich, dass es dafür, dass Philly eine so geschichtsträchtige Stadt ist, die Sehenswürdigkeiten einfach so dahin vegetieren. Anders als in Washington, wo alles sehr prunkvoll und respektvoll behandelt wird. Nicht mal die „Rocky Steps“, konnten mich vom Hocker hauen und ich ging nur dorthin, weil mir Andrew so leid tat. Mit dem Bus konnten wir aufgrund des Papstes nicht halten und so nahmen wir uns ein Cap und fuhren nochmals dorthin, um einmal dort raufzurasen, uns umzudrehen und dieselbe Pose zu machen, wie Silvester Stallone alias Rocky Balboa ):

Sonntags gehe ich in die FCBC. Sprich in die Kirche. Letzten Sonntag war ich mit Amber aus Belgien, mit Serena aus Italien und Alexandra dort. Wie immer kullerten mir die Tränen nur so runter und anschliessend gab es bei „Make my cake“ den berühmten Red Velvet Cupcake mit dem besten Grüntee ganz Nordamerikas. Nach dieser Verköstigung musste natürlich ein Verdauungsspaziergang her und wir streiften an einem wunderschönen frühherbstlichen Mittag durch Harlem und merkten, dass Harlem DAS to-be-Viertel in spätestens fünf Jahren sein wird. Lauter fancy Bars, wunderbaren Südstaatenküchen Restaurants und europäischen Trattoria oder Tavernen. In einem französischen Bistro genossen wir den besten Salat ever danach konnte ich Serena für mein Nachmittagsprogramm begeistern. Nämlich den besten Jazz der Stadt zu geniessen. Und dieser Tipp gab man mir in meinem Lieblingsjazzclub in Zürich: Jeden einzelnen Sonntagnachmittag lädt Marjorie Eliot – eine echte Jazzlegende und geliebte Freundin von Louis Armstrong himself – um 16 Uhr nachmittags ein, um in ihrem Appartment (!!!) in Harlem den besten Jazz der Stadt zu geniessen. Währenddessen verköstiget sie dich mit Orangensaft und Müsliriegel und man sitzt da und denkt sich: „Wie schön kann das Leben denn noch werden?“

Ein weiterer Insider für Jazzliebhaber: Das Fat Cat in (meinem Quartier) Greenwich Village. Schade, dass meine Freunde aus Arco, diesen Beitrag nicht lesen können aber es ist ein Mix aus dem „Gatto Nero“ in Arco und dem „Moods“ in Zürich. Mehr Heimat bekomme ich nirgends. In einem Bunker von einem Keller spielt jeden einzelnen Tag der Woche eine der besten Underground-Jazz-Bands der Stadt und dabei kann man es sich auf dem Sofa bequem machen oder aber auch Billard, Scrabble, Karten oder Ping Pong spielen und dabei hausgemachten Granatapfelsirup geniessen. Obwohl – Achtung man halte sich fest – guter Weisswein nur 7$ kosten würde.

Allgemein wurde es ruhiger hier in Manhattan. Vielleicht liegt es ja am Wetter (tagsüber bei Sonnenschein erreicht das Thermometer nur noch knapp die 20°C und nachts ist es bitterkalt ein Indian Summer soll aber in Aussicht sein) aber der Herbst hier hat wirklich etwas Magisches. Die Tage vergehen nur so im Flug und es schnürt mir jedes Mal die Kehle zu, wenn ich dran denke, dass ich nur noch zwei Wochen hier sein werde. Für viele meiner engsten Freunde hört morgen ihr New York Abendteuer auf. Sprich Sebastian, Carla, Jérôme, Julien und Raiza verlassen mich. Meine ganz eigene Gang, die mit mir vor 4 Wochen an der EC den Unterricht aufgenommen haben. Ich dachte, irgendwann werde ich gegen Abschiede resistent sein aber genau das Gegenteil passiert. Jeden Freitag wird’s immer härter von all diesen fantastischen Menschen Abschied zu nehmen. Natürlich werden heisse Pläne geschmiedet wie unter anderem sich jedes Jahr woanders zu treffen. Einmal Zürich, einmal Rio de Janeiro, Milano, Madrid, Paris oder München und dann wird der Turnus wiederholt. Wer weiss? Vielleicht schaffen wir es ja wirklich…

Natürlich sind aber auch noch absolut liebenswürdige Menschen hier. So gehe ich mit Alicia ins Fat Cat bin, spontan gibt’s ein Abendessen im Boathouse Restaurant (ich weiss schon wieder aber ich kann’s nicht lassen), anschliessend Billiard (wenn man mit Andrew im Team ist, kommt ein noch nie dagewesener Ehrgeiz zum Vorschein), veranstalte mit Amber, Serena und Marta eine Empire-TV-Popcorn-Party oder aber ich probiere doch neue Restaurants. Oder es werden neue kulinarische Entdeckungen geplant, wie mit der Schweizer-Cambridge-Gang in Greenpoint. Die neuste Errungenschaft, die Susanna und ich gemacht haben: Vietnamesisch in Chinatown. Kein Funke, wie das Restaurant heisst, da es nicht mit unseren Buchstaben angeschrieben ist aber ich bin sicher in Chinatown trauen sich nicht viele Vietnamesen ein eigenes Restaurant aufzumachen. Bei all den Verabredungen habe ich praktisch täglich diese Art von Gesprächen, bei denen man nachher das Gefühl hat, die Welt mit vollkommen anderen Augen zu sehen. Nie schien alles so klar. Noch nie alles so simpel und es gibt so viele Fragen auf bisher nie gestellte Fragen. Und doch wird dabei so viel gelacht, dass die Bauchschmerzen danach garantiert sind. Aber es lohnt sich. Jedes einzelne Mal.

Und wenn ich Pause von allem brauche, was verständlicherweise des Öftern in den letzten Tagen vorkam, dann setzte ich mich in die Subway, fahre bis Canal Street und laufe über den East River Side Park den ganzen Weg zur New Yorker Residance. Meeresluft schnuppern, den Sonnenuntergang über der Miss Liberty betrachten und den Kopf freikriegen. Routine oder nicht Routine – langweilig war es mir hier noch nie. Mein New York habe ich für mich entdeckt und so kann der Traum vom Häuschen in Greenwich Village durchaus mal Realität werden. Auch wenn’s nur für einen Sommer gemietet wird…

Innigst Eure in New York verliebte Laura


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