Welcome to the real Fiji! Es fragten sich ja schon einige wo meine Einträge geblieben sind – schön, wenn sie so vermisst werden aber erstens muss ich fürs Internet bezahlen und zweitens änderte sich meine Gemütslage von Tag zu Tag (genauer gesagt jeden Tag wurde sie besser). Da bin ich also… an der Ostküste von Fiji, 40 Minuten von der nächsten grösseren Stadt entfernt – und selbst die hat keine tausend Einwohner. Ich lebe hier in Silana Village im Babala Base. Ganz ehrlich? Als ich hier ankam, wollte ich erst auf dem Absatz kehrt machen. Und nun nach der ersten Woche, will ich am liebsten gar nicht mehr von hier weg. Diese Woche war eine der besten Wochen in meinem Leben bisher! Ich erzähl euch, wie’s dazu kam:
Vom Waidroka Bay Resort wurde ich mit dem lustigsten Taxifahrer, den ich je gehabt habe, nach Nadi gefahren. Unterwegs nahm Dodo jeden und jede für einen Dollar mit und er fand mich absolut hinreissend, als ich ihm sagte, dass meine zweitliebste Sängerin Celine Dion sei – das war nämlich seine absolute Lieblingssängerin und die liess er auf der ganzen zweistündigen Fahrt laufen. Anschliessend wurde ich zu Currychicken bei ihm nach Hause eingeladen, was ich leider dankend ablehnen musste.
In Nadi ging ich extrem früh schlafen, da Treffpunkt um 6 Uhr an der Rezeption war. Vergebens habe ich mich im Resort auf die Suche nach Leuten gemacht, die ebenfalls am nächsten Morgen mit mir nach Silana reisen würden. Am nächsten Morgen beim Frühstück traf ich dann aber Emma, 18, aus Vermont, die ebenfalls am GVI Programm teilnahm. Zusammen trafen wir auf Leute, die gerade von Silana kamen und schon die machten uns relativ unsicher. Ihr Statement war: Es sei super gewesen aber man müsse sich an gewisse Sachen gewöhnen. Mit einem mulmigen Gefühl trafen wir bald auf Jack – Staffmember für das Education-Team. Wie sich herausstellte fuhren er, sein Fahrer und dessen Tochter Evia uns nach Silana. Eine vierstündige Fahrt mit 3 Stops in grösseren Städten (die nie mehr als 20 Shops zählten). In diesen Shops kauften wir Snacks, Internet und Sulus. Sulu ist das traditionelle Gewand für Frauen auf Fiji. Vor allem, weil wir hier als Lehrerinnen arbeiten, müssen wir eins tragen. Eigentlich ist es nur ein Tuch, das man sich um den Bauch bindet aber in einem fijianischen Dorf müssen Frauen Knie und Schultern bedecken. Ja ihr habt richtig gelesen. Ich lebe mitten in einem fijianischen Dorf. Das Base, das an die 11 Burey (Strohhäuser) gross ist, ist umrundet von einem fijianischen Dorf. Das heisst, obwohl der Strand keine drei Meter von uns entfernt ist, dürfen wir nicht im Bikini im Meer baden. Wir müssen erst etwa einen halben Kilometer laufen, bis wir aus der Dorfgrenze raus und auf Takalana-Boden sind. Dort ist das Baden im Bikini erlaubt. Wobei Badewetter war bis vor 4 Tagen noch immer nicht in Sicht. Ihr müsst euch also vorstellen, dass ihr in einem feuchten und nebligen Dorf ankommt, wo ihr erst einmal feststellt, dass ihr wie Fijianer in einer Strohhütte leben werdet. Keine Regale, keine Zementwände, kein Holz, sondern Palmblätter, wo so ziemlich jedes Tier durchkommt. Vom wilden Hund über Ratten, Moskitos und Ameisen. Emma und ich standen konsterniert im Raum, dass für 4 Personen gedacht wäre. Es sei nur ein weiteres Bett noch besetzt aber Eliane käme morgen wieder. Wir beide schauten uns an und wir versuchten uns gegenseitig zu motivieren. Zum Glück hatte ich Emma! Die wär nämlich noch viel aufgelöster als ich und so MUSSTE ich einfach – auch allein meinetwillen - die Rolle der Optimistin übernehmen. Und das hat mich echt gerettet!
Bald gab es auch Abendessen und wir lernten den Rest der Crew kennen. Ich konnte mich aber leider nicht sonderlich auf diese Leute einlassen, da ich viel zu sehr damit beschäftigt war, das Bisschen Essen, dass ich im Teller hatte, runterzubringen. Denn es drehte sich mir den Magen um, wenn ich dran dachte, wo das Essen zubereitet wurde. Auch die Küche ist typisch fijianisch: Offen und sieht so aus, als wäre sie vor 50 Jahren gebaut worden. Nur allzu gerne wäre ich an dem Abend einfach nur ins Bett gegangen aber es bestand uns noch das Willkommensfest vor. Dies lief für fijianische Verhältnisse ruhig ab, weil zwei Drittel des Dorfs - aufgrund von einer Hochzeit in Suva - fehlten. So auch der Headman – der Chef des Clans – und so übernahm sein Stellvertreter, der mir die Ehre gab Kava in der zweiten Runde zu verteilen. Er sagte, es sei zuvor noch nie einem neuen Volontier am ersten Tag erlaubt worden Kava zu verteilen. Mir war das Kavaritual bereits aus Waidroka bekannt und ich wollte mich nur allzu gerne davon zurückziehen. Es ist nicht das Ritual, das mir zu schaffen macht sondern, dass Kava selbst. Kava ist ein traditionelles Getränk auf Fiji. Wurzeln werden zermahlt und dann in ein Tuch gelegt und in Wasser ausgedrückt. Der Geschmack ist grässlich (es schmeck wie Erde mit Pfeffer) und noch viel grässlicher finde ich die Wirkung. Nach etwa 10 Kavabowls schläft man nämlich ein und fühlt sich wie auf Droge. Das merkt man auch bereits beim Trinken: Der ganze Mundbereich wird wie taub und/oder fängt an zu kribbeln. Fijianer trinken jeden aber auch jeden Tag Kava. Eigentlich ist es etwas, dass man an Festen praktiziert aber man sucht einfach jeden Abend ein Grund für ein Fest. Die Getränkbowl wird auch nach dem Klatschritual an den nächsten weitergereicht – eine weitere Art sich jegliche Bakterien zu holen.
Ich verabschiedete mich trotz einigen Tanzaufforderungen früh und hoffte, dass es am nächsten Tag besser wurde. Ich missachtete den Rattendreck auf meiner Matratze und war noch nie so froh, um einen seidenen Schlafsack, der mich von allem andern, was in meinem Bett herumkroch, bewahrte. Als ich am nächsten Morgen aufwachte, schrieb ich mal zur Sicherheit ein Mail an das Waidroka Bay Resort, ob sie nicht in zwei Wochen ein Bungalow frei hätten, dass ich für die letzten zwei Wochen von meinem Aufenthalt haben könnte. Ich liess das Schicksal entscheiden – wenn sie eins frei hätten, würde ich gehen, wenn nicht - dann hiess es einfach Survival-Training ahoi!
Sonntag hiess es dann in die Kirche doch die richtige Stimmung kam nicht, da die ganze Messe auf Fijian gehalten würde. Wenn man nichts von der Messe versteht, ist es meist auch weniger ergreifend. Anschliessend wurden wir zu der Gastfamilie gebracht. Jeder Volontier hat eine Gastfamilie, die zur Verfügung steht bei Fragen und Anliegen. Und sie LIEBEN es dir zu helfen. Das Villageleben hier lebt strikt nach den Regeln des Clans. Geschlecht und Alter entscheiden in welche Position der Hierarchie du eingegliedert wirst. Viele Familien leben hier extrem traditionell und ihre Ideen und Vorstellungen entsprechen ganz und gar nicht unseren gesellschaftlichen Normen. Dies merkte ich bereits an meinem ersten Tag in meiner Gastfamilie und es ist für mich sehr schwer mich an manche von ihren Vorstellungen zu gewöhnen. Was ich damit meine ist folgendes: Die Familie, die mir zugeteilt wurde, hat ein behindertes Kind. Und es war für mich hart zu sehen, wie dieses Kind auf sich selbst gestellt ist. Während bei uns ein behindertes Kind - im besten Fall - vollends in unserer Gesellschaft integriert ist, haben Fijianer die Vorstellung von Menschen mit Behinderung, wie Westeuropäer vor 40 oder 30 Jahren. Es kam nicht zu einer Konfrontation und die Familie bedankte sich über die Äusserung meiner Gedanken aber seit damals habe ich meine Familie nicht mehr gesehen. Versteht mich bitte nicht falsch! Fijianer sind unfassbar freundliche und liebenswerte Menschen. Mein Lehrerteam, die Bewohner des Dorfes und die Kinder, an beiden Schulen im Dawasamu Destrict existieren praktisch aus Nächstenliebe und Gastfreundschaft. Auch während ich hier vor dem Burey diesen Eintrag schreibe: Jeder und jede hält an für einen Schwatz und fragen, ob sie irgendwas für uns tun können.Nur muss man doch einsehen, dass diese Kultur in manchen Punkten komplet von der modernen Welt unterscheidet. Manchmal zum Besseren aber eben manchmal auch zum Nachteil. Ich habe auch mit dem Staff über diese Situation gesprochen und die standen voll hinter mir und fanden es sehr gut, dass ich der Familie aufgezeigt habe, wie ich das Verhalten gegenüber dem Mädchen denke. Die Leute, die schon länger hier sind haben schon einige von diesen Situationen erlebt. Meist ging es um die Geschlechterfrage, was bei manchen weiblichen Volontier für rote Köpfe sorgte. Aber man muss diese Dinge annehmen und versuchen in Konversation zu treten.
Nach diesem Erlebnis merkte ich zum ersten Mal, in was für einem coolen Team ich gelandet bin. Da sind wie bereits mehrmals erwähnt Emma aus USA, Joane aus Scotland, Ash und Mary aus Irland, Emma (eine andere), Rachel, Jack, Alexa, Lee, Alice, Ruth, Shana und Eliane aus England, Aver aus Kanada, Larissa und Nina aus Deutschland und Nola aus der Schweiz. Da ist leider noch ein Basler, Fabio, aber abgesehen davon ist er echt schwer in Ordnung. Love you Fabulouso! ;) Aver, Jack, Alice, Alexa und Ruth sind Staff – die andern sind Volontier bei entweder beim Expositions-Team oder beim Education-Team. Einige bleiben sogar ganze 6 Monate und ich bleibe am kürzesten mit einem Monat. Jeder und jede von den Volontier hat uns gefragt, was unser erster Eindruck sei und ich traute mich erst nach einem Weilchen zu sagen, wie ich mich wirklich fühle. Alle schmunzelten und sagten, dass dies vollkommen normal sei. Irgendwann aber kam bei allen der Punkt ab dem man akzeptiert wie es nun mal ist und alles nur noch Spass macht. Bei manchen war es nach einer Woche, bei manchen nach einem Monat – bei mir kam es exakt am Montagmorgen. Nach also knapp drei Tagen. Ich glaube das war nachdem Aver uns zeigte, was das Expo-Team schon alles im Village bewirkt hat. Dank dem GVI Team wird hier alles vollends recycelt, haben Solarzellen und Kompost und versuchen ein Vorbild für ganz Fiji zu sein. Bereits einige Village aus dem Dawasamu Destrict haben manche Systeme übernommen und versuchen künftige Generationen für die Umwelt zu sensibilisieren. Natürlich wurde alles, was hier das Expo-Team für das Dorf gebaut hat auch an den Schulen angebracht und es werden ganze Lektionen über das Recyceln abgehalten. Das Expo-Team hilft aber auch bei manchen Renovierungs- oder sonstigen Restaurationsarbeiten. Ich war so beeindruckt! Was das Education-Team macht, erläutere ich euch in einem anderen Eintrag.
Nun und hier bin ich also… Ich bin in Fiji… Erst jetzt realisiere ich, dass ich wirklich im Paradies bin… Es ist hier nun mal so, dass du alles vor den Ratten verstecken musst, dass du die Türe nie offen lassen darfst wegen den Wildhunden, dass du nach einer Dusche mehr Moskitostiche am Allerwertesten hast, als dass du sauber bist, dass Geckos dir plötzlich auf den Kopf fallen, dass die Wahrscheinlichkeit von einer Kokosnuss erschlagen zu werden relativ gross ist (sie ist aber köstlich, wenn die Jungs sie frisch heruntergeholt haben und sie uns zum verzehren geben – und dies j e d e n Morgen), dass keine Pediküre der Welt meine Füsse hinkriegt (ich laufe die meiste Zeit barfuss und sonst in FlipFlops), dass du am Boden wie ein Fijian isst und dir dabei die Ameisen über die Beine krabbeln – es ist wie es ist. Es war am Anfang ehrlich gesagt auch nicht einfach für mich wieder so angestarrt zu werden. In New York kümmerte sich kein Mensch, um meine Frisur. Hier aber bin ich erst die zweite hellhäutige Frau, die sie mit einer Glatze sehen. Aber ich habe die entwaffnendste Waffe gebraucht, die man anwenden kann: Ich habe die Menschen angelächelt. Und sie lächeln immer alle zurück. Bei Kindern ist es schon schwieriger – ich muss oft erst eine Grimasse schneiden bis sie mich anlachen. Aber wenn sie es dann tun, dann schmelze ich dahin! Ich habe mich am Montagmorgen entschlossen doch 4 Wochen hier zu bleiben. Und als ob ich richtig entschieden hätte, kam nur 5 Minuten später das Mail vom Waidroka Bay Resort, dass sie bis Mitte November ausgebucht sind. Es kommt immer so, wie es kommen muss…
Es das Team, die Arbeit und die „Oh Vinaka Momente“, wie Alice sie nennt, wegen denen ich meine Meinung geändert habe. Momente, in denen wir vor Dankbarkeit fast platzen. Zum Beispiel gestern nach dem Kava anlässlich Nola’s Abschied. Ich stand unter der Dusche (ja auch die ist offen sprich mitten unter Palmen abgeschirmt) und schaute in einen sternenklaren Himmel. Oh vinaka! Ich ging gestern von der Schule weg und wollte mich davonschleichen – ist aber völlig unmöglich, denn alle Kinder wollen dich zum Abschied umarmen. Oh vinaka! Was das Oh Vinaka ist? Am zweiten sonnigen Tag – am Mittwoch war das – waren wir alle so derart gutgelaunt, dass wir den Tag zelebrieren wollten, indem wir einfach aus dem Nichts beim Abendessen sagten, wofür wir dankbar sind, die andern in die Hände klatschen mussten und „Oh Vinaka“ („Oh Danke“ auf Fijian) sagten. Ich dankte für das Schwimmen im Meer. Denn seit Dienstag (seit Dienstag jeden Tag Sonne und 40° Grad) ging ich jeden Tag im Meer baden. Auf einmal hörte ich das Meerrauschen. Es ist das erste, was ich am Morgen höre und das letzte, bevor ich die Augen zu mache. Vorher habe ich das gar nicht realisiert und an den meisten Tagen sitze ich auf der Bank vor unserem Burey, schaue in den Pazifik und sehe keinen Kilometer von mir entfernt wundersame Wesen…
Habe ich euch nicht erzählt, was Babale bedeutet? Babale ist das Fijianische Wort für Delfin und von denen erzähle ich euch im nächsten Eintrag… Und so vergehen die Tage… Tagwacht um 7 Uhr ausser ich bin am jeweiligen Tag im Küchenteam eingeteilt. Tagsüber arbeite ich in der DDS und gegen 15 Uhr kehren wir zum Base zurück, wo wir entweder Ämtli machen oder bis zum Abendessen die Zeit im Village vertreiben. Nach dem Abendessen wird mit dem Crew bis abends spät im Frisbee (Gemeinschaftsburey) Karten gespielt oder gequatscht. Es sind wundervolle Tage…
Sa moce von Herzen Eure
Laura
For my international friends:
My dear ones…
I knew it was a long time since I wrote you but it happens a lot !! From the Waidroka Bay Resort I had to go for one night to Nadi. In Nadi I met Emma which is as well a volunteer here at the Babale Base in Silana. Here in Silana the volunteers are living in the middle of a Fijian Village which is an amazing experience. At first it was hard and to be honest I was already thinking about leaving. I just haven’t been prepared to live as well like a Fijian which means with the same conditions and same simple lifestyle. But then it reminds me to another situation where I promised myself to never give up early and now after just one week I never wanna leave this place anymore. You just have to get used to this rules and open your mind for everything what comes. And that’s what travelling is about right?
The people here are incredibly awesome. Especially the volunteers at the base. We are people from all around the world and the most of them around my age. Every evening after dinner we all chilling at the community bure, talk, play cards and just enjoying our time here in Fiji. And I love the fact that Emma see me as her older sister.
When we come back from working – some are working in the expodition team some in the education team – we go swimming in the sea which is is right next to our bure. We have to walk a while ´till we are allowed to go swmiming with the Bikini (village rules). But then we have one of this moments where we realise where we are and for what.
Because of the fact that we are living in the middle of a Fijian Village I have the chance to learn a lot about the Fijian Culture. The Fijian Culture has really a strong connections for family and friends and each of us has a guest family which would help us in every situation. But then there are some situations that you see that they react differently to certain things. In this situation you just have to understand that you have to keep your mind open and go into conversation with them. Especially at the school where I’m working I have lovely conversations when we exchange our ideas about education. In one of my next journal I’ll write more about the school in which I’m working.
One of the highlights of the week was when we went to Moon Reef. And right about this boat trip I will talk to you in my next journal.
Love Laura