Bula Leute in der andern Zeitzone !
Während ihr eine Stunde gewonnen habt, wurde uns eine genommen, weil wir ja gegen den Sommer hinzusteuern. Die Zeitumstellung war hier eine ziemlich witzige Sache: Fiji beteiligte sich dieses Jahr das allererste Mal an der Zeitumstellung und Einwohner, die fijianische Zeitung lesen (keinen Schimmer wo die, diese herbekommen…) haben uns berichtet, dass die Leserbriefwelle keinen Abbruch nimmt. Leute beschwerten sich, dass sie nun eine Stunde weniger schlafen können (also nur 11 statt den üblichen 12 Stunden?!) und die armen Kinder länger zur Schule gehen müssten. So beschloss die Regierung die Zeitverschiebung zu verschieben bis alles geklärt wurde und wir lebten zwei Wochen wortwörtlich in Fiji-Time. Nun habe ich seit letztem Wochenende jetzt offiziell 12 Stunden Unterschied zu der Schweiz. Das Chrismas Weather hält an und ich habe an die 30°C täglich mit einer ziemlich hohen Luftfeuchtigkeit.
Es geht hier definitiv auf Weihnachten zu und das bedeutet für Fijianische Kinder die langen Ferien. Hier ist auf dieser Halbkugel ist Sommer sprich die Kinder gehen nur noch drei Wochen zur Schule und dann erst ab Februar wieder. Ausserdem vollziehen sie dann den Jahrgangswechsel. Bis dahin ist Prüfungszeit – besser gesagt, wäre so angesagt, wenn nicht alle Kopierer und Drucker letzte Woche gestreikt hätten. Deshalb wurde erst ab dieser Woche offiziell mit den Prüfungen begonnen. Die armen Kinder… als ob sie nicht nervös genug gewesen wären…
Für uns Volontiers bedeutet die Prüfungszeit, dass wir es ein wenig lockerer (als sonst schon) nehmen können. Einige ordnen alle Materialien, einige die Bibliotheke und ich breite meine Präsentation für die Lehrerschaft vor. Ich wurde gebeten, für die ganze Lehrerschaft des Dawasamu Destricts eine Präsentation zu halten. Das Thema seien Unterstützungsmassnahmen für Kinder mit Lernschwierigkeiten und Aggressionen. Dazu kam es folgendermassen:
Es gibt zwei Schulen in denen GVI arbeitet. NDS (Navunisea Destrict School) und DDS (Dawasamu Destrict School). NDS ist ist gerade bei Silana und um zur DDS zu gelangen müssen wir jeden Morgen zu fünft eine holprige Landstrasse in einem alten Pick-up über eine noch viel ältere Landstrasse fahren. Ich arbeite in der DDS und ursprünglich wurde ich bei Klasse 4 und 6 eingeteilt aber Jack sah ein, dass es für mich mehr Sinn macht, wenn ich im Kindergarten und in der ersten Klasse arbeite. Im Kindergarten arbeitet Amelia und in der ersten Klasse Maria Biukoto. Ich weiss gar nicht wo ich anfangen soll, zu beschreiben, wie unterschiedlich dass Schulegeben auf Fiji verglichen zu der Schweiz ist. Es ist zwiespältig… In einigen Punkten sind die Fijianischen Schulen so viel rückständiger und trotzdem zeigen Schüler ein Verhalten auf, von dem wir als Lehrer in der Schweiz nur träumen können.
Der Kindergarten ist natürlich das weitaus unterentwickeltste Glied in der Schule. 27 Kinder im Alter von 4 – 5 Jahren sitzen den ganzen Morgen in einem Raum, dass 12 Quadratmeter gross ist. Es hat viele Zeichnungen an den Wänden aber keinerlei Spielsachen. Lediglich eine Wandtafel, an der sie sich austoben könnten. Lektionen gibt es nicht. Sie sitzen in 5 Reihen auf einem Teppich und gehen jeden Morgen erst das englische Alphabet dann das fijianische Alphabet durch, alle Zahlen bis 30 und dann noch die Wochentage und die Monate. Das war‘s. Natürlich können sie das Alphabet nur auswendig und haben die Buchstaben nicht verinnerlicht. Danach essen sie, gehen noch eine Stunde draussen spielen – da haben sie wenigstens einen netten kleinen Spielplatz und dann schlafen sie von 11 bis 12 und nachmittags haben sie frei. Eigentlich lernen sie dort lediglich still zu sitzen. Als ich kam und mit ihnen erst einen Hut und dann ein Schiff gefaltet habe, haben sie das erste Mal seit längerer Zeit mal wieder etwas aktiv geschaffen. Zwar habe ich Amelia erzählt wie wir Kindergarten geben und wie wir das mit den Lehrzielen handhaben aber meine Zeit hier reicht nicht aus, um ihr wirklich verständlich zu machen, wie wichtig es ist, den Schulalltag zu rhythmisieren.
In der ersten Klasse geht es im ähnlichen Still weiter… der Kindergarten wird meist auf Fijianisch abgehalten und es werden erste Brocken Englisch beigebracht. Aber wenn die Kinder in die Schule kommen, ändert sich die Unterrichtssprache in Englisch. Viele Kinder brauchen lange, um sich daran zu gewöhnen. Zwar können alle Kinder alle Buchstaben und Zahlen schreiben, sage ich ihnen aber sie müssen erst eine 5 schreiben und dann eine 3 sind viele überfordert, weil sie die Zahlen immer nur in deren Reihenfolge auswendig gelernt haben. Alle Klassen haben einen Klassencaptain und alle Klassen sind aufgeteilt in slow und good students. Gute Schüler kommen einfach mit, für die schwächeren Schüler sind wir, Freiwilligen, hier, um 1 zu 1 Unterstützung anzubieten. Ganz schwache Schüler wandern oft im Gang herum. Was aber viele Lehrer hier nicht sehen: Würde man die Umstände ändern, wären das vielleicht gar keine schwachen Schüler. Ein Beispiel: Mir fiel auf, dass ein Junge an einem Gruppentisch erst anfing zu arbeiten als die andern drei Jungs fertig waren. Vorher achtete er viel zu sehr darauf, was die andern machten und als die fertig waren, hatte er erst die Ruhe für sich selbst zu arbeiten. Ich machte Maria darauf aufmerksam und fragte sie, ob ich ihr was vorschlagen dürfte. Sie war noch so froh und so fragte ich sie, ob es nicht möglich wäre, die Klassenbeste – die zuvor an einem Einzeltisch arbeitete – in diese Jungsgruppe zu setzen und der Junge an einem Einzeltisch arbeiten zu lassen. Ich sagte ihr aber, dass sie dem Jungen unbedingt sagen muss, dass das nun keine Strafe sondern eine Möglichkeit wäre. Was passierte? Am nächsten Morgen war der Junge als einer der ersten fertig. Maria konnte sich nicht mehr erholen und fragte mich ob ich nicht noch mehr von diesen Tricks kennen würde und ich teilte meine Beobachtungen und meinen kleinen Erfahrungsschatz, der sich in den letzten zwei Jahren angesammelt hat. Sie erzählte das dem Headteacher, der erzählte dies Jack und der hatte die Idee manche von diesen Tricks allen Lehrern zu präsentieren. Erst dachte er nur an die Lehrer im Kindergarten, Class 1, 2 and 3. Dann wollten die andern Lehrer auch kommen und die NDS Lehrer haben nun ebenfalls Wind davon bekommen und so halte ich nächsten Dienstag eine Präsentation, die die Lehrer als Weiterbildung abhacken können. Thema: Tipps und Tricks mit Kindern mit Lehrschwierigkeiten.
Die Kinder sind unglaublich – schon so grosse Überlebenskünstler! Überschütten dich mit Liebe und Umarmungen und sind gierig auf unsere Spiele und Aktivitäten. Ich habe meinen Erstklässler ein Klatschspiel gezeigt, dass ich schon in meiner Kindheit gespielt habe. Nach zwei Wochen spielt es die ganze Schule. Ausserdem lieben sie „De Fuchs gaht ume“ und „Alli mini Entli“ können sie nun sogar schon auf Schweizerdeutsch singen. Ich bin hier Miss Laura oder Miss Lova, Lorie und manchmal Flora, weil mein Name ihnen nicht gängig ist. Genau so geht’s mir aber mit ihren Namen! Mittlerweile kann ich unterscheiden, wer in meiner Klasse ist und wer nicht und ich müsste noch einen weiteren Monat hier bleiben, um wenigstens die Namen meiner Klasse geschweige denn der Schule zu kennen. Wenn Schüler einen Lehrer ansprechen, sagen sie „Saka“ und wenn der Lehrer oder die Lehrerin etwas erklärt hat, sagen sie wieder „Saka“ als Zeichen, dass sie es verstanden haben. Ich bin überwältigt, mit welchem Respekt die Kinder uns hier begegnen. Alles, was ich ihnen erzähle und zeige, sauen sie wie ein Schwamm auf und sie können gar nicht oft genug hören, wenn ich ihnen vom Winter in der Schweiz erzähle. Ein Buch das ich hier in der Bibliothek gefunden habe, hilft mir besonders: „A bell for Ursli“. Irgendjemand hat mal eine englische Version vom Schälle-Ursli mitgenommen (mit den Originalzeichnungen von Alois Cariget) und die Kinder lieben das Buch. Vor allem bei dem Bild bei dem er durch den Schnee stampft, können sie lange verweilen.
Etwas fasziniert mich aber extrem an dieser Schulausbildung. Trotz den begrenzten Möglichkeiten, Materialien und einseitigen Unterrichtsweise (immer nur Frontalunterricht) bin ich verblüfft wie verantwortungsvoll und anständig die Siebtklässler sind. Ausserdem haben sie ein echt gutes Englisch Level. Weil sie nun Prüfungszeit haben, arbeiten sie am Nachmittag rund um die Schule für das Fach Lebenskunde. Das heisst sie sähen und ernten Früchte oder tischlern Stühle und Bänke aus Bambusröhren. Welche 13-jährigen könnten dies bei uns? Also irgendwie geht’s doch… Es ist natürlich auch so, dass viele Kinder nach der Sekundarschule nicht mehr weitermachen und es gab erst zwei junge Männer aus Silana, die an die Universität nach Suva gingen und ich denke nicht, dass sich das in nächster Zeit so schnell ändert. Das Haupteinkommen haben die Menschen aus ihren Fischen und Kasavaernten hier, die sie je nach dem auf dem Markt in Suva oder Korovou verkaufen. Ihre Hauptaufgabe ist es, das es zum Leben reichen muss.
Zurück zur Schule: Ich liebe hier die Gesamtschulischen Aktivitäten. Jeden Montagmorgen versammelt sich die ganze Schule in einem Schulzimmer für alle News und Ankündigungen und jeden Freitag wird Morgen zusammen gesungen und gebetet. Meine beiden liebsten Aktionen sind aber wenn die ganze Schule am Mittag sich auf der Wiese versammelt und alle zusammen Zähneputzen. Das ist genau das was sie auf dem Bild machen – dahinter der Ausblick aufs Meer. Jeden Tag um 15 Uhr stehen alle stramm vor ihren Klassenzimmer und sehen zu wie der Schulpräfekt und deren beiden Assistenten die Flagge runternehmen. Dabei ist immer eine Totenstille.
Schulegeben in Fiji ist nunmal anders. Wir können nicht unser System über sie stülpen und erwarten, dass sie ein Mitglied der modernen Welt sein werden. Das werde ich auch bei meiner Präsentation sagen: Was für die Schweiz funktioniert, muss nicht zwangsweise für Fiji funktionieren. Nehmt, was für euch stimmt und macht das Beste draus. Ich glaube das ist nachhaltige Entwicklungshilfe: Zeigen wie es gemacht werden könnte und dann müssen sie einen Weg der Umsetzung finden. Ich werde in meiner Präsentation Maria Montessori zitieren und das gilt für diese Situation ebenso: Hilf mir es selbst zu tun.
Herzlichst Eure Laura
For my international friends:
Hey everybody around the world!
I’m now since two weeks at the DDS - the Dawasamu Destrict School - and I really enjoy to teaching here. It’s amazing how different it is how students and teachers work here. In some ways they do it at the same way like we in Europe 40 years ago and that’s not easy to get used to that. But on the other hand I see how adorable, polite and friendly the kids are. If they talk to a teacher they say: „Saka“. And when a teacher is finished with the explanation they say again „Saka“.
The picture you can see on the top is a scene which I see everyday. After lunch the children stand in the middle of the field in front of the school and all are brushing their teth together – everyday ! An other thing I really love to see is the little ceremonie at the end of the school when the prefekt oft he school and her to asisstance are going to take the flag from the mast.
When I started to tell the teacher that I worked the last two years with children with learn diabilities they started to think about an option how I can share this ideas to all the teacher. And now I’m going to have a personal development presentation about tips and tricks with children with learn disabilities. I’m very exiting about that ! Teacher from the NDS are coming and some volonteeres from the base are coming to see me as well.
I will tell them how we are going to handle with this kids but I want to stress as well the fact that what works for Switzerland doesn’s have to work necesarly for Fiji. I think for every volunteer work it’s important that you just show how other contries behav some things and the other country – in this case Fiji – has to find their own way to start the process.
Wish me luck ! Many greetings
Laura